2.3. Die SQ3R-Methode

Lesen Sie den Text!
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14

15
16
17
18
19

20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39

40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58

Der erste Schritt besteht darin, dass man sich einen Überblick (survey) über den Inhalt des
Aufsatzes verschafft. Zu diesem Zweck liest man den Titel und die Überschriften der einzelnen
Kapitel.
Jetzt weiß man schon einiges über den Aufbau und Inhalt des Aufsatzes, so dass man über den
spezifischen Inhalt Fragen formulieren kann (question). Überlegen Sie sich, was Sie über das
Thema schon früher gelernt haben, was Sie schon wissen und formulieren Sie neue Fragen.
Was möchten Sie beim Lesen des Textes erfahren. Durch solche selbstgestellten Fragen
könnten Sie das eigene Interesse beim Lesen besser Aufrecht erhalten, und die Lernleistung
wird durch die „tiefere“ und bedeutungsbezogene Verarbeitung der Information verbessert.
Solche Fragen haben noch einen weiteren nützlichen Effekt. Vor dem Lesen des Stoffes ist man
noch frei, wichtige und grundlegende Fragen zu stellen und zu prüfen, ob der Autor diese
Fragen behandelt.
Jetzt erst sollte man mit dem Lesen beginnen (read). Dabei geht es natürlich darum, den Stoff
zu verstehen. Man sollte sich die Zeit nehmen, auch die Abbildungen und Tabellen zu
studieren. Während des Lesens wird man bemerken, ob die Fragen, die man nach einem
Überblick über den Inhalt des Aufsatzes stellte, auch beantwortet werden.
Es spricht einiges dafür, dass man nicht gleich beim ersten Lesen versucht, die wichtigsten
Passagen zu unterstreichen, weil man möglicher Weise nicht erkennen kann, welche Aussagen
wichtig und welche nebensächlich sind. So empfiehlt es sich erst beim zweiten Lesen (read) die
wesentlichen Aussagen zu unterstreichen oder diese auf einem separaten Blatt zu notieren.
Beim zweiten Lesen soll man versuchen, unbekannte Wörter aus dem Kontext zu erschließen.
Wenn diese Strategie nicht erfolgreich ist, greift man zu Wörterbüchern. Welche
Wörterbücher man konsultiert, hängt vom Text ab. Häufig reichen allgemeine Wörterbücher
für Fachtexte nicht aus. Man braucht auch spezielle Fachwörterbücher. Diese sind für die DaF-
Didaktik unter anderem die folgenden: Fachlexikon Deutsch als Fremd- und Zweitsprache,
Metzler Lexikon Fremdsprachendidaktik, Wiki 99 Stichwörter für den
Fremdsprachenunterricht.
Im Anschluss an das Lesen geht es darum, das gelesene Material aus dem Kopf wiederzugeben,
um so zu sichern, dass es tatsächlich abrufbar ist. Zu diesem Zweck versucht der Leser, sich die
Stichwörter, die wichtigsten Gedanken, Namen, Daten und Fachbegriffe ins Gedächtnis zu
rufen. Er reproduziert (reproduce) das Wesen des Textes, indem er laut oder in sich den Inhalt
vor sich spricht. Es konnte empirisch belegt werden, dass dann eine größtmögliche Lernleistung
erreicht wird, wenn mit dieser Form der Reproduktion des Lernmaterials mehr als 50% der zur
Verfügung stehenden Lernzeit ausgefüllt wurde.
Natürlich kann man zur Selbstprüfung auch Hilfsmittel wie MP3- oder MP4-Player ansetzen.
Man kann dann die Wiedergabe des Lernstoffes direkt mit dem Text vergleichen und
Auslassungen feststellen. Natürlich ist es günstig, den Stoff gemeinsam mit einer Lerngruppe zu
lernen und sich gegenseitig abzufragen.
Schließlich sollte man nach einiger Zeit prüfen, ob man den Lernstoff noch reproduzieren kann
(review = Nachbearbeitung). Wenn Sie feststellen, dass Sie Teile des Stoffes vergessen haben,
sollten diese neu gelernt werden. Wiederholen im Sinne einer Wiederholung der
Informationsaufnahme allein prägt den Lernstoff nicht ein. Nur ein Wiederholen des Abrufes
(und natürlich bei Schwierigkeiten ein Wiederholen der Informationsaufnahme) erzeugt eine
dauerhaft zugängige Langzeitspeicherung. Die Wiederholung kann als die „kleinste Einheit des
Lernens“ gekennzeichnet werden.
Es hat sich gezeigt, dass bei einer Verwendung der SQ3R-Methode, also bei Beachtung der
Schritte – den Text überfliegen, im Vorfeld Fragen stellen, lesen, reproduzieren und
nachbereiten – die Lernleistungen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die keinerlei
besondere Lerntechniken verwendet hat, gesteigert werden konnte.
Während Studenten sich begnügen, Texte zu lesen, sie noch einmal zu lesen und eventuell
relevante Stellen zu unterstreichen und gegebenenfalls Notizen zu machen, erweist es sich als
eine nützliche „Orientierungsaufgabe“ gegenüber einem Text, nicht nur die gelernten Inhalte
wiederzugeben, sondern auch kreativ damit umzugehen, z.B. wie man eventuell mit dem Autor
diskutieren würde, oder wie man den Text interessanter gestalten könnte, oder wie man die
Information des Textes anwenden oder ergänzen könnte. Der Wert von Zusammenfassungen
sowie der Wert von Analogiebildungen zu anderen Wissensbereichen ist ebenfalls in einigen
Untersuchungen nachgewiesen.
(Der Text ist eine leichte Überarbeitung von Bednorz / Schuster 2003: 212-213)

iDevice ikon Aufgabe 1
Wofür stehen die Buchstaben in der Abkürzung SQRRR?
iDevice ikon Aufgabe 2
Der Text „Die SQ3R-Methode" beschreibt zusätzlich einen Schritt, der jedoch in der Abkürzung „SQ3R" nicht enthalten ist.
Welcher Schritt wird noch empfohlen?
iDevice ikon Aufgabe 3
Welche Abkürzung wäre für den letzten Schritt passend?
iDevice ikon Aufgabe 4
Wie bezeichnen Sie die oben kennen gelernte Technik zur Bearbeitung von Fachtexten? Soll die Bezeichnung „die SQ3R-Methode" heißen?
iDevice ikon Aufgabe 5

In welchen Zeilen befasst sich der Text mit der Zeitplanung?

iDevice ikon Aufgabe 6
Was schlägt die SQ3R-Methode bezüglich Zeitplanung vor? In welchem Anteil sollte die Zeit für das Lesen und Reproduzieren geplant werden, wenn Sie für diese zwei Schritte etwa 60 Minuten Zeit haben.