12.3. Der Chunk-Ansatz

Psycholinguistische Experimente, wie z. B. Reaktionszeitmessungen lassen darauf schließen, dass im Gedächtnis nicht nur Wörter sondern auch wortübergreifende Einheiten gespeichert sind. Aus dieser Erkenntnis wird der Ansatz zum Chunk-Lernen abgeleitet. Im Unterricht, in dem der Chunk-Ansatz angewendet wird, eignen sich Lerner situativ eingebettete Einheiten an, deren Aufbau sie erst in einer späteren Phase verstehen (Handwerker / Madlener 2009). Diese Einheiten sind Sätze, Konstruktionen, Idiome und Kollokationen. Konstruktionen sind z. B. Verben mit ihrer Rektion, wie z. B. jemanden um etwas bitten, auf etwas verzichten.

Mit der Vermittlung von Idiomen und Kollokationen befasst sich die Phraseodidaktik. Was bedeutet der Terminus Phraseodidaktik? Die Bestandteile dieses Kompositums ergeben additiv, dass es um die Vermittlung von Phrasemen geht. Die Deutung dieses Terminus ist also einfach. Schwierigkeiten tauchen erst dann auf, wenn wir den Terminus Phraseologismus definieren möchten. Traditionell versteht man nämlich unter Phraseologismen idiomatische Wortverbindungen, die man in der Didaktik auch Wendungen oder Redewendungen nennt, wie z. B. jemandem einen Bären aufbinden. Die enge Auffassung von Phraseologismen hat zur Folge, dass der Gegenstand der Phraseodidaktik die Vermittlung von Idiomen ist. Idiome haben in der Regel einen semantischen Mehrwert und spiegeln häufig die Einstellung des Sprechers wider. Diese Beschaffenheit der Idiome macht sie als Lerngegenstand etwas schwierig. Bei der Vermittlung der Idiome sind die folgenden Fragen relevant:

Welche Idiome sollen vermittelt werden? Sollen Idiome zum Mitteilungswortschatz oder zum Verstehenswortschatz des Lerners gehören. Reicht es also aus, Idiome zu verstehen, oder sollen die Lerner manche auch aktiv gebrauchen können? Auf welcher Niveaustufe sollte man sich mit Idiomen auseinandersetzen? Von Anfang an oder erst ab B2?

Bei der Auswahl der Idiome kann man kontrastiv vorgehen. Jene Idiome, die eine vollständig äquivalente Entsprechung in der Ausgangssprache haben, sind vermutlich problemlos. In diesem Fall haben sich die Lerner lediglich die Wörter anzueignen. Die Bedeutung und den Gebrauch können Sie aus der L1 transferieren. Es ist also davon auszugehen, dass das Idiom eine Katze im Sack kaufen für ungarische Lerner keine besonderen Schwierigkeiten bereitet. Zum produktiven Sprachgebrauch reicht es wohl aus, wenn sich der Lerner die Wortformen einprägt. Für die Vermittlung der Idiome wird in der Phraseodidaktik der Chunk-Ansatz und das Dreischritt-Modell von Kühn vorgeschlagen (1: entdecken und verstehen, 2: einüben, 3: anwenden).

Phraseme im weiteren Sinne erfassen jedoch über die Idiome hinaus auch Kollokationen, wie z. B. die Katze putzt sich. In der einschlägigen Fachliteratur zeigt sich die Tendenz, dass sich eine selbstständige Kollokationsdidaktik entwickelt. Die Nichtidiomatizität und die Fehleranfälligkeit der Kollokationen erfordert einen spezifischen Umgang mit ihnen (vgl. Siepmann 2003, Reder 2011)
iDevice ikon Aufgabe 5: Phasen der Kollokationsvermittlung
Welche Schritte der Kollokationsvermittlung lässt sich im Aufgabenblatt („Geometrische Figuren" (Kapitel 14) in „Cool-Tour-Hauptstädte" ) erkennen. Welche Kollokationen werden vermittelt?

iDevice ikon Aufgabe 6: Der Chunk-Ansatz

Werden alle Chunks im Lehrwerkglossar zu den zwei Texten im PRIMA A1 S. 36 angeführt (siehe Bild 1 und 2)? Machen Sie Vorschläge, wie man das Glossar ergänzen sollte!


Bild 1: PRIMA DEUTSCH FÜR JUGENDLICHE A1 S. 36


Bild 2: PRIMA DEUTSCH FÜR JUGENDLICHE A1 S. 36
Glossar zu den Texten in PRIMA DEUTSCH FÜR JUGENDLICHE A1 S. 36:

„Deine Wörter (Seite 36)

die Woche, -n
fünf Tage pro Woche
der Tag, -e
jeden Tag
aus dem Haus
der Morgen, -
morgens
der Nachmittag
nachmittags
beginnen
dann
jede
die Unterrichtsstunde, -n
die Minute, -n
das Ende, -n
... ist zu Ende
"