12.4. Der Interkulturelle Ansatz

In einem effektiven Fremdsprachenunterricht ist, wie oben bereits angesprochen wurde, Methodenvielfalt üblich. Die Vielfalt bezieht sich jedoch nicht nur auf die Methoden, sondern erfasst zum einen mehrere sprachliche Varietäten und zum anderen eine kulturelle Vielfalt. Im Interkulturellen Ansatz geht man davon aus, dass die Lerner Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Ausgangs- und Zielkultur entdecken und verstehen. Ausgangspunkt des Interkulturellen Ansatzes ist, dass das Erlernen einer FS stets mit interkulturellem Lernen verbunden ist. Das Lernziel ist die Entwicklung der interkulturellen Kompetenz, also die Fähigkeit mit Angehörigen der zielsprachigen Kulturen effektiv und angemessen zu interagieren. Der Lerner entwickelt ein Verständnis für die Andersartigkeit der Welt der Zielsprachenländer. Schlüsselwörter sind dabei Eigen- und Fremdverstehen, Toleranz, Rücksichtnahme auf andere Kulturen.

Der Interkulturelle Ansatz ist inhaltsorientiert, denn die Themen und Texte orientieren sich an Landeskunde und an dem Kulturvergleich. Der Kulturbegriff wird hier weitgefasst und beinhaltet nicht nur die „hohe" Kultur, sondern auch das Alltagsleben. Literatur kommt in diesem Konzept wieder in die Lehrwerke. Darüber hinaus wird die bekannte eigene Welt mit der Welt der Zielsprachenländer verglichen. Dabei wird L1 nicht ausgeschlossen, sondern als Hilfe herangezogen. Das Prinzip der „aufgeklärten Einsprachigkeit" wird befolgt.

Die interkulturelle Kommunikationswissenschaft als Bezugswissenschaft definiert die interkulturelle Kommunikation als eine Interaktion zwischen Kommunikationspartnern, die aus unterschiedlichen Kulturen kommen. Die Kommunikationsfähigkeit schließt auch eine soziokulturelle Komponente mit ein, die beim Kommunizieren soziale Konventionen der zielsprachigen Kultur berücksichtigt. Folgende Fragen tauchen dabei u.a. auf: Welche Themen kann man anschneiden, wenn man jemanden kennenlernt und welche nicht? Wen spricht man mit Sie und wen mit du an? Wie direkt oder indirekt wird in einer Sprache bzw. soziokulturellen Gemeinschaft kommuniziert? Was wird als höflich oder unhöflich empfunden?

Die interkulturelle Kommunikationswissenschaft erarbeitet Strukturmerkmale, die von Kultur zu Kultur variieren können. Die folgenden Merkmale werden im Rahmen des Interkulturellen Ansatzes thematisiert:

  • Kultursensitive Wörter und Ausdrücke
  • Denken (induktiv, deduktiv, analog)
  • Wahrnehmung
  • Zeiterleben, Raumerleben
  • nichtverbale Kommunikation
  • Wertorientierung
  • Verhaltensmuster: Sitten, Normen, Rollen
  • soziale Gruppierungen und Beziehungen
  • Direktheit oder Indirektheit in der Kommunikation etc.