1.1. Eigene Erfahrungen
Lehramtsstudenten haben bereits Erfahrungen zum Sprachunterricht, denn sie haben als Lerner viele Jahre Deutschstunden hinter sich. Die meisten Studierenden haben für sich gewiss auch eine subjektive Lerntheorie entwickelt, wie sie eine Fremdsprache am effektivsten erwerben können. Es gibt bekanntlich keine Rezepte dafür, wie Lehrer unterrichten sollten und welche Aktivitäten im Klassenraum den Erwerbsprozess am meisten fördern. Es sind auch keine allgemeingültigen Vorschläge zu erwarten, da zum einen die Lerner keine einheitlichen Lerntypen sind und zum anderen zahlreiche unterschiedliche Faktoren die jeweiligen Lernkontexte prägen. Auch die Lehrenden sind unterschiedliche Persönlichkeiten und haben diverse Lernstile. Diese sind zum Teil dadurch bestimmt, welches Merkmal der Sprache der Lehrer in den Mittelpunkt stellt. Betrachtet er z. B. Sprache als Kommunikationssystem oder Sprache als Regelsystem. Je nach Auffassung verläuft der Unterricht anders. Ausschlaggebend ist auch für den Unterrichtsstil, welche Erkenntnisse der Erwerbstheorien und weiterer Bezugswissenschaften der Lehrer in der Praxis umsetzt, da sich aus ihnen jeweils unterschiedliche Übungstypen ableiten lassen. So können also keine Unterrichtsrezepte angeboten, sondern verschiedene Lern- und Lehrverfahren zur Auswahl gestellt werden.
Das vorliegende Skriptum stellt die wichtigsten Erkenntnisse der Deutschdidaktik in Theorie und Praxis dar. So werden wohl Lehramtsstudenten in einigen eigenen Erfahrungen durch theoretische Einsichten gestärkt. Die Lektüre dieser Einführung sollte auch erreichen, dass Studierende ihre Auffassung über den effektiven Unterricht auf der Folie der didaktischen Kenntnisse hinterfragen.
Das Skriptum kann jedoch nicht alle Fragen der Deutschdidaktik ansprechen, da die Themen durch die Semesterwochenzahl eingeschränkt sind. So werden Fragen zu weiteren relevanten Bereichen, wie z. B. Fehleranalyse, Wörterbuchdidaktik, Ausspracheschulung, Landeskundevermittlung, etc. im vorliegenden Skriptum nicht angesprochen. Studierende können sich über diese in weiteren einführenden Studien informieren (siehe z. B. Hallet / Königs 2010, Koeppel 2010).