1.5. Prozessorientiertheit (Phasen-Modelle)

Die im Abschnitt 1.2. beschriebene Lernerorientierung führt zu einem veränderten Unterrichtsverlauf. Das traditionelle lehrerzentrierte Konzept sieht für den Unterricht die folgenden drei Schritte vor:

Motivierung - Stoffvermittlung - Zusammenfassung.

Als erstes motiviert die Lehrperson den Lerner. Anschließend bringt er das Pensum den Schülern bei. Zum Schluss fasst er die neuen Kenntnisse zusammen. Dieses stoffzentrierte Modell wurde durch die Fokussierung auf den Lerner weiterentwickelt. Es ist ein lernerzentriertes Drei-Phasen-Modell entstanden. In der ersten Phase stellt der Lehrende Aufgaben, die eine vorentlastende Funktion haben. Bei der Lösung dieser Aufgabe aktivieren die Lerner ihr vorhandenes Wissen (Vorentlastung). Das sind sprachliche und enzyklopädische Kenntnisse sowie Erfahrungen. In der zweiten Phase internalisieren die Lerner die neuen Kenntnisse. In der dritten Phase reflektieren die Lerner darüber, welches Wissen sie sich angeeignet haben oder welche neue Einsicht sie gewonnen haben. Die Phasen sind also die Folgenden:

Vorentlastung - Internalisierung - Reflektieren

Betrachtet man das Lernen als einen Prozess, dann ist davon auszugehen, dass sich der Lernprozess in kleine Schritte teilen lässt. Die einzelnen Schritte können trainiert werden, um den Lernprozess zu begünstigen. So wird z. B. bei der Entwicklung der Sprechfertigkeit nicht sofort erwartet, dass der Lerner in der Lage ist über das jeweilige Thema zu sprechen. Er wird durch kleine Schritte zum freien Sprechen hingeführt: verstehen, reproduzieren, rekonstruieren, anwenden sind die Phasen (siehe Kapitel 10). Auch in der Schreibdidaktik haben prozessorientierte Aufgaben die produktorientierten abgelöst (siehe Kapitel 11).