4.3. Elemente der Motivation im Unterricht
4.3.1. Signifikanz
Der Tabelle 1 ist zu entnehmen, dass eine Vielzahl von inneren und äußeren Faktoren die Motivation des Lerners beeinflusst. Im Punkt 3 wird z. B. angegeben, dass es positiv auf den Lerner wirkt, wenn die Aktivität im Unterricht eine persönliche Relevanz für den Lerner hat, also die Aufgabe signifikant ist. Wenn Signifikanz bezüglich des Lerners eine wichtige Rolle für die Motivation spielt, fragt man sich, warum so ein Arzt-Patient-Dialog überhaupt in die Lehrwerke kommt? Was hat so ein Text mit den Lernenden zu tun? Für Lehrer und Lehrwerkautoren sowie intrinsisch motivierte Lerner ist das keine schwierige Frage. Denn für sie liegt die Begründung auf der Hand: die Lernziele bestimmen die Inhalte und Textsorten. Die Funktion des Dialogs ist dementsprechend plausibel: Eine für die Alltagskommunikation im Zielsprachenland relevante Situation wird im Lehrwerk angeboten und im Klassenraum abgespielt. So werden das themenspezifische Vokabular und die notwendigen Konstruktionen eingeübt. Für die Behandlung solcher Texte ist also eine linguistische Signifikanz vorhanden. Für viele Lerner reicht die linguistische Relevanz für Aktivitäten im Unterricht auch aus, um ihren Spracherwerb voranzutreiben. Es gibt aber auch zahlreiche Lerner, für die eine linguistisch begründete Textauswahl nicht nachvollziehbar ist. Sie fühlen sich vom obigen Dialog überhaupt nicht angesprochen, langweilen sich beim Nachsprechen und nutzen die Aufgabe kaum zum Spracherwerb. Sie finden so einen Text für das Hier und Jetzt des Klassenzimmers nicht bedeutend. Eine für sie bekannte Situation ─ Arzt-Patient-Gespräch ─ wirkt auf sie, auch wenn der Dialog in der Fremdsprache ist, nicht anregend. Sie können das Ziel, sich durch diesen Text die sprachliche Bewältigung des Arztbesuchs einzuüben, kaum als ihr eigenes Ziel betrachten. Es ist für die Lehrkraft eine besondere Herausforderung, eben diese Schüler zum Lernen anzuregen. Welche Motivierungsstrategien können Lehrer ausprobieren? Darauf kommen wir im vierten Abschnitt noch zu sprechen.
Als kurzes Resümee ist folgendes festzuhalten: Wir gehen davon aus, dass Aufgaben motivierend wirken, wenn sie signifikant also bedeutend für den Lerner sind. Der Lerner hat das Gefühl, dass die Aufgabe mit ihm als Person und mit seinem Ziel, eine Fertigkeit oder eine Teilfertigkeit zu üben, zu tun hat. In der Unterrichtspraxis ist jedoch damit zu rechnen, dass dasselbe Lernangebot die einzelnen Lerner mehr oder weniger, gegebenenfalls auch überhaupt nicht motiviert.
4.3.2 Lernbewusstheit
Ein weiteres wichtiges Element der Motivation ist die Lernbewusstheit. Lehrperson und Lerner einigen sich über die Ziele der Aufgaben. Der Lerner kennt und erkennt die Funktion der Aufgabe an. Er versteht die Gründe, warum er bestimmte Aufgaben zu lösen hat. Er ist sich dessen bewusst, dass die Aufgabe zu dem angestrebten Lernziel führt und hält die Aufgabe für wertvoll. Er kann die eigene Kompetenz einschätzen und selbständig Ziele im Interesse des Erwerbsprozesses formulieren. Eine motivierte Person ist darüber hinaus selbstbewusst und hat eine positive Haltung zu Lernformen. Sie ist davon überzeugt, dass sie die jeweilige Aufgabe lösen kann. Sie ist fähig, sich durch Selbsteinschätzung Ziele zu setzen und in deren Interesse neue Aufgaben zu bewältigen.