11.2.3 Prinzipien zur Vermittlung der Sprechfertigkeit: Das Vier-Schritte-Modell

Bei der Entwicklung der Sprechfertigkeit sind Fertigkeitsstufen zu berücksichtigen. Das freie Sprechen sollte also durch die folgenden Schritte vorbereitet werden:
a) Reproduktion - das reproduzierende, imitierende Sprechen - den Text (fast) wörtlich wiedergeben
  • Sätze oder Abschnitte in die richtige Reihenfolge bringen
  • Lückentext
  • Buchstabensalat
  • dictogloss


b) Rekonstruktion - das rekonstruierende Sprechen - Lerner variiert den Text
Eine typische Übungsform ist das mündliche Nacherzählen. Für das Nacherzählen werden die anzueignenden Wörter und Kollokationen angegeben. Der Lerner sollte möglichst die neuen Wörter und Kollokationen beim Nacherzählen verwenden.
Die Aufgabenstellung „Erzähle die Geschichte mit deinen eigenen Wörtern" ist in Bezug auf den Wortschatzerwerb nicht effektiv. Die neuen Vokabeln werden dabei nämlich nicht verwendet.

c) Redemittel anbieten
Ein wichtiges Prinzip bei der Schulung der Sprechfertigkeit ist, dass dem Lerner in der Übungsphase Redemittel angeboten werden sollten. Es reicht der Themenwortschatz (Wörter und Kollokationen zum jeweiligen Thema) nicht aus. Der Lerner braucht Redemittel, damit er verschiedene Sprechabsichten verwirklichen kann. Diese Redemittel werden z. B. bei der Beschreibung einer Grafik in DEUTSCH MIT GRIPS angeführt.

Bild 2: DEUTSCH MIT GRIPS 3 S. 82

d) Produktion - Konstruktion - freies Sprechen
In der Produktionsphase ist freies Sprechen angesagt, wie z. B. Meinungen äußern, zu einem Thema Stellung nehmen, etc. Um frei im Unterricht zu sprechen, ist eine stressfreie und vertrauensvolle Lernatmosphäre erforderlich. Das angemessene Korrekturverhalten (explizites vs. implizites Korrigieren) beeinflusst weitgehend das Selbstbewusstsein des Lerners beim Sprechen.