2.4.2. Klassifikation der Lernstrategien
Die Relevanz des Strategiebewusstseins ist m. E. für Lerner ohne weiteres nachvollziehbar. Alle Fremdsprachenlerner kennen nämlich die Situation, dass einem ein bestimmtes Wort zum Fortführen des Gesprächs nicht einfällt. Wie man so eine Situation löst, stößt bei Lernern in der Regel auf Interesse. Der Lösungsvorschlag ist, Abrufungs- oder Kompensationsstrategien einzusetzen. Der Lerner kann z. B. Mimik und Gestik, eine kooperative Strategie, eine L1 oder L2-basierte Strategie einsetzen. Die Kompensationsstrategien bilden eine Untergruppe der Kommunikationsstrategien (vgl. Edmondson /House 2000: 239). Eine mögliche Klassifizierung erfasst die Kommunikationsstrategien und die Lernstrategien unter dem Oberbegriff Lernerstrategien. Bei den Kommunikationsstrategien handelt es sich um Techniken, die man bei der Sprachverwendung einsetzt. Die Lernstrategien beziehen sich auf das eigenverantwortliche Planen, Überwachen und Bewerten des Lernprozesses durch den Lernenden. Es geht hier um Verfahren und Methoden, die der Lerner einsetzt, um die Effektivität seiner Lerntätigkeit zu erhöhen. Lernstrategien setzen voraus, dass der Lerner sein Lernen bewusst gestaltet. Er führt z. B. ein Vokabelheft, um Vokabeln zu lernen. Er setzt verschiedene Merkhilfen ein, um die Vokabeln zu behalten. Er verwendet Strategien zur Entwicklung der Fertigkeiten und zur Lösung der Aufgaben im Unterricht.
Natürlich geht auch der Einsatz von Kommunikationsstrategien mit Lernen einher. So werden z. B. die im Gespräch gebrauchten Vokabeln im mentalen Lexikon vermutlich nachhaltiger gespeichert als durch ihr Einprägen mit Hilfe von isolierten Vokabelgleichungen.
Die einschlägige Literatur weist darauf hin, dass es eine große Auswahl von Strategien gibt, die je nach Lerntyp und Lernerfahrung individuell oder überindividuell gebraucht werden (siehe z. B. Lernerhandbuch). Die Forscher haben mehrere Klassifikationen der Strategien erstellt. Eine haben wir bereits oben angesprochen: Lern- und Kommunikationsstrategien, die sich jedoch nicht dichotomisch verhalten. Diese Zweiteilung der Strategien wird auch durch die Termini kognitive und metakognitive Strategien erfasst. Metakognitive Strategien sind z. B. über den Lernprozess zu reflektieren und den eigenen Lernfortschritt zu dokumentieren, ein Sprachenportfolio zu führen.
Eine weitere Gruppierung ergibt sich unter dem Aspekt, welches Ziel die Lerntätigkeit verfolgt. So ergeben sich Strategien beim Ausüben der Fertigkeiten, also Verstehensstrategien und Produktionsstrategien. Auch beim Lernen von Teilbereichen der Sprache (Wortschatz, Grammatik) können spezifische Strategien festgestellt werden. Die Strategieforschung hat eine wichtige Folge für die Praxis. Durch die Fokussierung auf Strategien werden der Lerner und sein mentales Lexikon im Unterricht in den Mittelpunkt der Aktivitäten gerückt.