1.3.1. Informative Texte im Deutschunterricht

Mit Hilfe von informativen Texten entwickeln die Lerner ihre Sprech- und Textkompetenz. Unter Textkompetenz verstehen wir in Bezug auf den Fremdsprachenlerner „Die individuelle Fähigkeit, Texte lesen, schreiben und zum Lernen nutzen können” (Schmölzer-Eibinger / Weidacher 2007: 5). Im Mittelpunkt der Textarbeit steht also die Spracherfahrung. Die Texte teilen dem Leser etwas mit, eine neue Information, einen Sachverhalt oder eine Ansicht. Damit der Lerner als Leser fungieren kann, wird seit der kommunikativen Wende versucht, authentische Texte im Unterricht zu behandeln. Auch wenn die Texte authentisch sind, wie z. B. eine Meldung über die Verkehrslage auf den Autobahnen, empfinden wir sie im Klassenraum nicht authentisch. Die Texte sind nämlich aus ihrem ursprünglichen kommunikativen Kontext herausgelöst. Wir sitzen ja mit den Lernern nicht im Auto sondern im Klassenraum. Wir können die Situation nur simulieren. Solche Texte haben jedoch eine linguistische Signifikanz. Der Lerner kann sich nämlich bei jedem Text fragen: Was kann ich am Text sprachlich lernen? Texte können den Lerner und den Lehrer auffordern: Lern durch mich! Unterrichte durch mich! Erkläre meinen Code, verstehe meinen Code! (Kretschmer 2008). Mit anderen Worten: „Erfolgreiche Lektüre impliziert nicht nur inhaltliches Verstehen, sondern auch die Nutzung des Gelesenen als reiches Sprachlernangebot“ (Thonhauser 2008: 19).

Die gegenwärtige Didaktik schlägt vor, möglichst von Anfang an die Sprache als Mittel zum Informationsaustausch einzusetzen. Dieser Ansatz hat zur Folge, dass die Texte im Sprachunterricht auch Sachverhalte darstellen. Wichtig ist letztendlich nicht die Authentizität sondern die Informativität der Texte. Um im gleichen Ausmaß inhaltsorientierte und formorientierte Aktivitäten im Unterricht durchzuführen, sind inhaltsreiche Texte notwendig. Informative Texte und aktuelle Themen stehen also im Mittelpunkt des Fremdsprachenunterrichts. So kann sich der Lerner bei der Textarbeit sowohl die Fremdsprache als auch neue inhaltliche Kenntnisse aneignen.

Eine relevante Anforderung der Deutschdidaktik ist also eine optimale Gewichtung inhalts- und formorientierter Aktivitäten. Diese Anforderung bezieht sich nicht nur auf die Textarbeit sondern auch auf  die Schulung der Teilfertigkeiten. In Bezug auf die Grammatikvermittlung heißt es also nicht, dass Satzmusterübungen abgelehnt werden. Sie werden beibehalten und durch kommunikative Einschübe ergänzt (siehe Kapitel 9 Grammatikvermittlung).


Bild 2: Form- und Inhaltsorientierung
(Zeichnung: Balla László 2011)