7.2. Gedichte schreiben

Der didaktische Nutzen von Gedichten ist schon in der Grammatik-Übersetztungs-Methode unumstritten. Gedichte dienen zwar in diesem Methodenkonzept weniger zum Sprech- oder Schreibanlass, sie werden nämlich vorwiegend auswendig gelernt. Im Vergleich dazu ermöglichen die audiolinguale und audiovisuelle Methode sowie der kommunikative Ansatz noch weniger den Zugang zu lyrischen Texten, da sie diese als nicht alltägliche Textsorten ohne weiteres umgehen. Gedichte gelten zwar auch in der aktuellen Fremdsprachendidaktik als schwer zugängliche Texte, aber ihre Expressivität, Rhythmik und Melodie werden als Potenzial erkannt, auf das man auch im Fremdsprachenunterricht nicht verzichten möchte.
Die Aktivitäten mit literarischen Texten im Unterricht können im Drei-Phasen-Modell erfasst werden. So ergeben sich Aufgaben vor, während und nach dem Lesen des Impulstextes. Die Tabelle 1 bringt Beispiele für die einzelnen Schritte.

Tabelle 1: Das Drei-Phasen-Modell der Textbearbeitung

Phase Funtion exemplarische Aufgabentypen
Vorentlastungsphase Leseinteresse wecken
Erwartungshaltung erzeugen
Vorkenntnisse aktivieren
- Bildbeschreibung;
- Mindmap;
- Assoziationen zum Titel;
- Assoziationen zu einer Zeile;

Lesephase Verständnissicherung - Informationen dem Text entnehmen;
- Puzzletechnik;

Nachbereitungsphase Vertiefung des Textverständnisses - Interpretation des Textes;
- einen eigenen Text frei schreiben;
- den Impulstext als Paralleltext zum eigenen Text verwenden;

Das Drei-Phasen-Schema ist unumstritten didaktisch sinnvoll. Aber das heißt nicht, dass jede Phase immer zu durchlaufen ist, denn das würde zur Monotonie führen. Die einzelnen Schritte sollten unterschiedlich stark fokussiert und die Aktivitäten variiert werden. Einige Aufgabentypen aus der obigen Tabelle werden im Folgenden durch Beispiele veranschaulicht. Weitere Didaktisierungsvorschläge sind u.a. in Schamm (2009), Schreiter (2002) und Wild (2005) zu finden.