10.4. Arbeit an Texten
Rezeptive Fertigkeiten, wie Leseverstehen und Hörverstehen lassen sich selbstverständlich nur an Texten schulen. So stellt sich eine relevante Frage: Welche Texte sind geeignet? Welche Themen sollen die Texte ansprechen? Der GeR schlägt Alltagstexte vor, da das Ziel ist, die Alltagskommunikation im Zielsprachenland zu bewältigen. Befolgt man diese Zielsetzung, dann lernt man sprachliches Handeln in alltäglichen Situationen in der Fremdsprache. So z. B. sich vorstellen, eine Fahrkarte kaufen, auf dem Bahnhof eine Karte kaufen, am Kiosk eine Zeitung kaufen, etc. Bei diesem Vorgehen ist auffällig, dass die Lerner sich vorwiegend sprachliche Formen aneignen aber kaum neue Inhalte lernen. Die Dialoge, die aus der L1 bekannte sprachliche Routinen vermitteln, liefern in der Regel bekannte Sachverhalte. Der Inhalt solcher Texte, besser gesagt das Fehlen des neuen Inhaltes bringt mit sich, dass die Lerner kognitiv unterfordert sind. Sie lernen neue sprachliche Formen aber keine neuen Sachkenntnisse. Die Wörter und Sätze haben natürlich Bedeutungen und so liefern sie auch Inhalte. Aber die neuen Kenntnisse beschränken sich für den Lerner auf die Wortformen und die Grammatik. Es ist besonders schwierig für Anfänger, die erst über einen geringen Wortschatz verfügen und wenig grammatische Konstruktionen kennen, nicht nur Sprachformen, sondern auch neue enzyklopädische Kenntnisse zu vermitteln. Es ist jedoch wichtig auch neue Inhalte in Lehrbuchtexten zu bringen, damit Lerner sich daran gewöhnen, sich nicht nur auf Sprachformen zu konzentrieren, sondern auch die neuen Inhalte zu berücksichtigen und dem Text Informationen zu entnehmen. Wussten Sie, dass die Giraffe eine blaue Zunge hat?
Lesen Sie einige Lehrbuchtexte durch und stellen Sie fest, ob diese lediglich bekannte Inhalte in der Fremdsprache versprachlichen oder auch neue inhaltliche Kenntnisse vermitteln.