8.4. Relationen zwischen Wörtern

Ein Modell des mentalen Lexikons, das Netzwerkmodell, geht davon aus, dass die Vokabeln als Knotenpunkte im Gedächtnis gespeichert sind. Diese Knotenpunkte befinden sich in einem Netzwerk. Das heißt, die Vokabeln sind miteinander verbunden. Das Bild über das Wortnetz im mentalen Lexikon kann man sich vermutlich gut vorstellen, da uns „Netzwerke" als konkrete Denotate vertraut sind. Die metaphorische Bezeichnung ist also durchsichtig. Die Relationen zwischen den Wörtern können auch visuell dargestellt werden. Für das Englische wurde ein digitales Programm entwickelt, das die Beziehungen in Netzwerken darstellt. Der „Visual Thesaurus" ist auf der folgenden Web-Seite zu erreichen:
URL: http://www.visualthesaurus.com/

Nimmt man jedoch an, dass sich die Vokabeln im Gedächtnis ähnlich verhalten, wie die Knotenpunkte in einem Netz, ergeben sich zahlreiche Fragen. Die Antworten sind nicht als endgültig zu betrachten, da die Wissenschaft noch auf der Suche nach Verfahren ist, die das Funktionieren des mentalen Lexikons genau beschreiben können. Relevante Fragen bezüglich der Wortschatzarbeit sind die folgenden:
Welche Wörter stehen miteinander in Verbindung? Welche neuronalen Vernetzungen gibt es zwischen den Vokabeln? Sind die Knotenpunkte isolierte Vokabeln oder auch Mehrworteinheiten? Ist also z. B. „Klavier" ein Knotenpunkt, das dann mit „spielen" durch eine schnelle Kante verbunden ist oder bildet die Kollokation „Klavier spielen" einen selbständigen Knoten?