8.2.1. Wie heißt das Wort auf Deutsch?

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Haben Sie schon mal erlebt, dass Sie sich an das Gesicht erinnern, auch die Person konnten Sie in Erinnerung rufen, aber der Name ist Ihnen nicht eingefallen. Solche Fälle bezeichnet man in der Psychologie als TOT-Phänomene. Die Auflösung dieser englischen Abkürzung heißt Tipp Of the Tongue, auf dt. das Wort liegt mir auf der Zunge. Wir behelfen uns in so einer Notlage mit einer Abrufstrategie. Dabei versuchen wir den Namen im Gedächtnis zu aktivieren. Wir stellen uns Situationen vor, in denen wir mit der jeweiligen Person zusammen waren. Dabei wird unser episodisches Gedächtnis stimuliert. Oder wir gehen das Alphabet durch, um draufzukommen, mit welchem Buchstaben der gesuchte Name beginnt, etc. Wir bemühen uns durch jene Informationen, die mit dem Namen gemeinsam in unserem mentalen Lexikon gespeichert sind, einen Zugang zum Namen zu finden.

In solchen Situationen befindet sich der Fremdsprachenlerner häufig, wenn der Begriff präsent ist, aber die entsprechende Wortform fehlt. „Wie heißt das Wort auf Deutsch“ – fragt er sich. Er hat Abrufschwierigkeiten. Er findet die Wortform in seinem mentalen Lexikon nicht. „Der gesamte Wortschatz eines Menschen wird im mentalen Lexikon gespeichert. Dabei handelt es sich um denjenigen Teil des Langzeitgedächtnisses, in dem die Wörter einer Sprache mental repräsentiert sind“ (Stork 2010: 104). Wie das mentale Lexikon organisiert ist, wissen wir nicht in jedem Detail, da es äußerst schwierig ist, den Aufbau direkt zu beobachten. Die Psycholinguistik verfügt bereits über etliche empirisch abgesicherte Kenntnisse. Einige sind auch für den Sprachlehrer relevant, denn sie ermöglichen didaktische Schlussfolgerungen. Sie regen die Lehrperson und die Lerner zu Experimenten mit neuen Techniken im Sprachunterricht und beim Sprachenlernen an.