8.2.2. Die doppelte-Kodierung-Theorie

Für eine effiziente Wortschatzarbeit sind die folgenden Fragen von großer Bedeutung: Wie sind die Vokabeln im mentalen Lexikon repräsentiert und wie können wir neue Vokabeln hinzulernen? Die metaphorische Bezeichnung „mentales Lexikon" suggeriert, „dass der Mensch über eine Art internes Wörterbuch verfügt, in dem alle lexikalischen Einträge gesammelt sind und in dem er bei Bedarf an einer bestimmten Stelle nachschlägt" (Raupach, 1994: 20). Wie schon oben angesprochen, befindet sich das mentale Lexikon im Langzeitgedächtnis und in ihm sind die Wörter mental repräsentiert. Die Wortform und das Konzept sind getrennt gespeichert, nimmt die doppelte-Kodierung-Theorie an (siehe Abbildung 1). Die Theorie ist für alle gut nachvollziehbar, die das TOT-Phänomen schon erfahren haben.

Abbildung 1:Doppelte Kodierung der muttersprachlichen Wörter im mentalen Lexikon
(L1 = Ungarisch, kutya = Hund)

visuelle mentale Repräsentation


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[kutya]

Wortform

iDevice ikon Aufgabe 2: Konkreta und Abstrakta
Es wird in der Unterrichtspraxis beobachtet, dass Lerner in der Regel Konkreta leichter behalten als Abstrakta. Welche Erklärung könnte man dafür anführen?

Wie oben bereits angesprochen, teilen viele Sprecher die Erfahrung mit der getrennten Speicherung von Wortform und Wortinhalt, wenn ihnen der Begriff mental präsent ist, die Wortform jedoch nicht. Ein weiterer Beleg für die Trennung zwischen Form und Inhalt ist die Tatsache, dass wir die Tippfehler im eigenen Text häufig überlesen. Wir sind nämlich mit dem Inhalt befasst. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der Textoptimierung. In welchem Maße uns Form und Konzept beeinflussen, können wir in der dritten Aufgabe, im Farb-Wort-Interferenz-Test erleben.